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21 Sep 2018
Krefeld - Für ihre Gedichte, Erzählungen und Kinderbücher ist die Krefelder Autorin Liesel Willems am Sonntag mit dem Niederrheinischen Literaturpreis der Stadt Krefeld ausgezeichnet worden. Sie erhielt ihn für ihr Gesamtwerk und ihr literarisches Wirken in der Region. In seiner Ansprache hob Oberbürgermeister Frank Meyer die Leistungen der 1950 geborenen Autorin hervor:
„Es ist eine beinahe logische Entscheidung der Jury: Denn seit 30 Jahren sind Sie eine feste Größe in der niederrheinischen Literaturszene - sowohl durch Ihre eigenen Veröffentlichungen als auch durch Ihr gesamtes Engagement im Bereich Literatur. Mit Ihrer Lyrik, Ihren Kinderbüchern und Erzählungen haben Sie über die Jahrzehnte viele Menschen bewegt: Wer in Ihr Schaffen eintaucht, der erkennt eine unverwechselbare literarische Stimme unserer Region. Sie haben sich diesen Preis verdient, indem Sie 30 Jahre lang mit Worten und Gedanken gerungen haben, bis das unbeschriebene Blatt vor Ihnen mit Bedeutung gefüllt war."
Im Jahr 1988 hatte Liesel Willems mit ihrem viel beachteten Gedichtband „Fast verschluckt" debütiert, dem zahlreiche weitere Lyrikbände folgten. Mit ihren meist reimlosen offenen Gedichten in freier Rhythmik beschreibt sie oft alltägliche Situationen. Liesel Willems sorgt so für neue Perspektiven auf Altvertrautes und wird zur bildfreudigen Wortmalerin. Ihre Gedichte sind häufig kurz, teilweise nur drei oder vier Zeilen: In diesen wenigen Worten destilliert Liesel Willems ein Stück Wirklichkeit, sie dreht und wendet es, bis der Kern des Augenblicks zum Vorschein kommt. Zuletzt erschien der Band mit dem Titel „Den Vorhang öffnen" (2016).
Thematisch sind es Alltagsmomente, die sie häufig als Grundlage nimmt - kleine Beobachtungen wie die Vögel vor dem Fenster oder der Raureif am Morgen, zufällige Begegnungen, spontane Gefühle oder tiefgründige Gedanken über Tod und Vergänglichkeit. Auch die Kindheit - und zwar sowohl die eigene, die im Rückblick lebendig wird, als auch die, die aus der Erwachsenenperspektive beobachtet wird - ist eines ihrer großen Themen. In vielen Gedichten spielen Kinder und ihre Lebenswahrnehmung eine wichtige Rolle. Das Anschauungsmaterial stammt aus ihrem eigenen Leben: Liesel Willems ist mit fünf Geschwistern groß geworden, hat selbst vier Kinder hat und darüber hinaus als Erzieherin gearbeitet.
Geschichten, die Kindern Mut machen
Die Auszeichnung gilt daher ebenso den anderen Facetten ihres breitgefächerten literarischen Schaffens: den Kinderbüchern, in denen die Erzählerin Willems etwa mit Nachdenkgeschichten hervortritt (Anna ist stark), der Erzählprosa für Erwachsene, in der sie mit ihren „Briefen an die Mutter" aus dem Band „Hutgesicht" das Familiäre in den Mittelpunkt rückte. Liesel Willems war zudem Mitglied der Literaturwerkstatt Krefeld und Mitredakteurin der Zeitschrift „Literatur am Niederrhein", sie hat auch Kinderbücher in Zusammenarbeit mit der Hilfsorganisation Terre des Hommes herausgegeben. „Diese Bücher sind unglaublich einfühlsam, aber in keiner Weise gefühlsduselig: Sie erzählen Geschichten, die Kindern Mut machen, die ein Gefühl von Selbstbewusstsein und Stärke vermitteln. Dabei findet und erfindet Liesel Willems sprachlich immer wieder Bilder, die sich intuitiv erschließen und die es verdient hätten, in Wörterbücher aufgenommen zu werden, zumindest am Niederrhein - zum Beispiel die Bezeichnung „Gemürsel" für die kleinen Steinchen, die sich beim Spielen in Kinderschuhen sammeln", erklärte Oberbürgermeister Frank Meyer.
Einstimmige Entscheidung
Der Niederrheinische Literaturpreis der Stadt Krefeld ist mit 10.000 Euro dotiert und wird immer in den geraden Kalenderjahren verliehen. Einstimmig traf die Jury die diesjährige Entscheidung. Liesel Willems ist zuvor bereits mehrfach für ihre Werke ausgezeichnet worden. Im Jahr 1989 gewann sie den Nettetaler Literaturwettbewerb in der Sparte Prosa, 1997 den 1. Preis in der Sparte Prosa beim NRW-Autorentreffen, 2014 den Lyrikerpreis Postpoetry NRW. Zudem erhielt sie 2002 ein Arbeitsstipendium des nordrhein-westfälischen Kulturministeriums.
Der Jury des Niederrheinischen Literaturpreises gehört diesmal an: Literaturkritiker und Jury-Vorsitzender Jens Dirksen, Schriftsteller Dr. Henning Heske, Verlegerin Dr. Renate Birkenhauer, Literaturwissenschaftlerin Waltraud Fröchte und der ehemalige Kulturdezernent. Der Niederrheinische Literaturpreis der Stadt Krefeld wird seit 1992 vergeben. Seit 2012 erfolgt die Preisverleihung im zweijährigen Turnus. Finanziert wird der Preis 2018 durch die Sparkassen-Kulturstiftung. Die bisherigen Preisträger sind: 1992 Andreas Mand, 1993 Hubert Schirneck, 1994 Herbert Genzmer, 1995 Professor Dr. Werner Ross, 1996 Herbert Sleegers, 1997 Robert Steegers, 1998 Gisbert Haefs, 1999 Christoph Peters, 2000 Elke Schmitter, 2001 Ulrich Peltzer, 2002 Dieter Wellershoff, 2003 Anja Lundholm, Reinhard Kaiser, 2004 Burkhard Spinnen, 2005 Dieter Forte, 2006 Paul Ingendaay, 2007 Norbert Hummelt, 2008 Martin Heckmanns, 2009 Markus Orths, 2010 Dr. Reinhard Feinendegen und Dr. Hans Vogt, 2011 Sascha Reh, 2012 Hans Neuenfels, 2014 Hans Pleschinski und 2016 Hermann-Josef Schüren.
Quelle-Foto: Stadt Krefeld/L. Strücken