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16 Jan 2018
Heinsberg - In der Justizvollzugsanstalt (JVA) Heinsberg leben derzeit 400 Gefangene, davon aktuell rund 30 junge Väter. Manche von ihnen sind minderjährig. Stephan Schlebusch, der langjährige Leiter des Sozialdienstes der JVA, kennt noch so manchen Vater der jetzt Einsitzenden von dessen Haftzeit. Ein Teufelskreis, so scheint es. Wie der Vater, so der Sohn.
Ein guter Vater zu sein, ist für viele Männer selbstverständlich. Aber wie geht das, wenn man vielleicht selbst keinen Vater hatte, den man sich zum Vorbild nehmen kann? Was bedeutet das überhaupt ein guter Vater zu sein? Heißt dass das Baby schon morgens vor den Fernseher zu setzen und es mit Schokolade zu füttern? Wie beschäftige ich ein Kleinkind, wie gestalte ich einen Tagesablauf mit einem Baby oder Kleinkind? Tragen, wickeln, füttern, das alles will gelernt sein.
Genau da setzt das gemeinsame Projekt der JVA mit der Koordinierungsstelle der Frühen Hilfen im Kreis Heinsberg an. Sechs Themenabende, geleitet von dem Sozialarbeiter Michael Goebbels, der selbst zweifacher Vater ist, sollen die Inhaftierten in ihrer Vaterrolle stärken und ihnen Werkzeuge in die Hand geben, die sie für eine gelingende Vaterschaft brauchen. Vertrauliche Gespräche, Rollenspiele und Üben an realistischen Puppen gehören zum Programm. Finanziert wurde das Pilotprojekt aus der Bundestiftung Frühe Hilfen, gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Dorothea Krollmann, Leiterin der Koordinierungsstelle Frühe Hilfen im Kreis Heinsberg, zeigte sich erstaunt und auch erfreut, wie viele einsitzende Väter Interesse an dem Kurs bekundeten. Um den Kurs effektiv zu halten, konnten erst Mal nur sieben Inhaftierte teilnehmen. Diese bekamen nach Kursabschluss eine Teilnahmebestätigung. Damit das Erlernte nachhaltig beeindruckt, schrieben sich die Kursteilnehmer in der letzten Kursstunde einen ausführlichen Brief an sich selbst, indem sie sich daran erinnern, was es für sie bedeutet ein guter Vater zu sein. Diesen Brief bekommen sie bei ihrer Entlassung ausgehändigt.
In einem Abschlussgespräch äußerten sich die Inhaftierten ausgesprochen begeistert von diesem Kurs und wünschten sich gar noch mehr Themenabende. Dem wird die JVA Heinsberg entsprechen, denn der Kurs wird überarbeitet, inhaltlich erweitert und unter der Verantwortung der JVA weitergeführt. Stephan Schlebusch indes hofft, dass er die Söhne dieser Inhaftierten später nicht kennenlernen wird, zumindest nicht dienstlich…
Foto:Kreis Heinsberg, v. l. n. r.: Stephan Schlebusch (Leiter Sozialdienst der JVA), Judith Jacobs, (Sozialdienst der JVA), Dorothea Krollmann, Leitern Koordinationsstelle „Frühe Hilfen im Kreis Heinsberg“, Chris (Kursteilnehmer), Franz-Josef Bischofs (stv. Anstaltsleiter) Michael Goebbels (Dozent).