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07 Jan 2022
Mönchengladbach - Rheydter Rathaus vor 125 Jahren eingeweiht. Am 10. Januar 1897 wurde der Bau mit dem markanten Turm für den Betrieb frei gegeben: Schmuckstück war der damalige Ratssaal und der 56 Meter hoher Turm.
Es galt zu seiner Zeit als eines der schönsten und imposantesten Bauwerke in Rheydt, das dem angrenzenden Marktplatz ein eigenes, ganz besonderes Bild verlieh: Vor 125 Jahren, am 10. Januar 1897, wurde das Rathaus Rheydt durch Bürgermeister Dr. Wilhelm Strauß unter Beteiligung der gesamten Bevölkerung und auswärtiger Prominenz eingeweiht. Für die damalige rund 31.600 Einwohner zählende Kleinstadt Rheydt wurde das schmucke Bauwerk mit seinem weithin sichtbaren 56 Meter hohen Turm zum Wahrzeichen des aufstrebenden Bürgertums. Der Marktplatz und seine angrenzenden Gebäude sollten mit dem Rathaus, in dem 1900 auch das Königliche Bezirkskommando nach der Verlegung von Erkelenz nach Mönchengladbach untergebracht wurde, ein harmonisches Gesamtbild ergeben. Veranschlagt wurden 200.000 Mark für die Errichtung und 50.000 Mark für die Innenausstattung. Finanziert werden sollte dies über eine Anleihe und den Reservefonds der Sparkasse.
Den Bauauftrag für das von der Stadtverordnetenversammlung am 14. November 1893 beschlossene neue Rathaus am Marktplatz westlich neben dem Amtsgericht erhielten das Kölner Architektenbüro Robert Neuhaus und Karl Schauppmeyer am 21. September 1894. Robert Neuhaus, der sich später in Rheydt selbstständig machte, übernahm dabei die Bauausführung für die Umsetzung des Entwurfs. Bürgermeister Wilhelm Strauß war gerade mal sieben Monate im Amt, als er von den Stadtverordneten den Auftrag zum Bau des Rathauses erhielt. Bereits am 12. November erfolgte der erste Spatenstich und elf Tage später die Grundsteinlegung. Der Bau schritt zügig voran, so dass am 5. Oktober 1895 das Richtfest gefeiert werden konnte. Am 10. Januar 1897 wurde das Rathaus schließlich feierlich eröffnet. Die äußere Form des neuen Rathauses zeigt im Baustil einen Übergang von der Spätgotik zur Renaissance. Prunkstuck im Inneren war der mit Eichenholz und kunstvollem Schnitzwerk vertäfelte Ratssaal mit einem riesigen Kronleuchter in der Mitte für die 30 Stadtverordneten.
Ebenfalls in dieser Zeit wurde der Marktplatz durch einen Hohenzollernbrunnen umgestaltet und die evangelische Hauptkirche neu erbaut, deren Fertigstellung am 2. Dezember 1902 Wilhelm Strauß, dem durch königlichen Erlass im Eröffnungsjahr des neuen Rathauses der Titel eines Oberbürgermeisters verliehen wurde, allerdings nicht mehr erleben sollte. Am 12. Februar 1901 starb er in einem italienischen Kurort, den er wegen einer schweren Erkrankung aufsuchte.
Das damalige neue Rathaus reichte allerdings bald schon nicht mehr für die sich schnell vergrößernde Stadt, so dass 1904 an der heutigen Gasse Am Neumarkt zwischen Marktplatz und Stresemannstraße (früher Rathausstraße) der Westflügel angebaut wurde, und 1905 wurde der östliche Flügel an der heutigen Limitenstraße, der direkt an das Rathaus anschloss und in dem sich bis zu diesem Zeitpunkt das Amtsgericht befand, der Verwaltung übertragen. Und 1913 bis 1915 errichtete die Stadtsparkasse mit einem steinverzierten Eingang einen durch einen Rundbogen mit dem Rathaus verbundenen Neubau, der architektonisch einen Kontrapunkt bildete. Das Sparkassenportal prägte später den Verwaltungseingang zum Treppenturm am Karstadt-Gebäude und hat seinen heutigen Standort im Park des Stadttheaters.
Heute, 125 Jahre nach Einweihung des Rheydter Rathauses, setzt sich die bewegte Entwicklung des Gebäudekomplexes mit dem geplanten neuen Rathaus fort. Aus wirtschaftlichen Gründen soll durch Um-, Neubau und Sanierung an gleicher Stelle das Rathaus der Zukunft mg+ errichtet, dezentral über das Stadtgebiet verteilte marode Verwaltungsstandorte aufgegeben und an diesem Standort unter anderem mit den Zielen zusammengeführt werden, die Rheydter Innenstadt zu stärken und die Verwaltung zu modernisieren. Der denkmalgeschützte Teil des historischen Rathauses bleibt dabei erhalten und erinnert auch zukünftige Generationen weiterhin an die Anfänge von 1897. "Auch heute machen Stadtverwaltung und Stadtrat deutlich, dass sie den Standort mitten in Rheydt für ein großes, zeitgemäßes Rathaus ideal finden. Gemeinsam arbeiten wir daran, das Erbe aus 125 Jahren Stadtgeschichte in eine neue Generation zu übertragen", so Oberbürgermeister Felix Heinrichs.
Quelle-Archivfoto: Stadt Mönchengladbach