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05 Jul 2023
Kamp-Lintfort - Um in die Tiefen des Universums vorzudringen, werden weltweit Teleskope eingesetzt. Nun kann sich auch die Hochschule Rhein-Waal über ein eigenes Radioteleskop mit einem 2,3 Meter-Spiegel freuen. Das Teleskop soll sowohl in der Lehre zur Ausbildung von Studierenden als auch für Schüler*innen genutzt werden und bietet auch Möglichkeiten für Forschung und Zusammenarbeit mit weiteren Institutionen.
Bereits in diesem Sommersemester findet ein erster Kurs für Informatiker*innen mit dem Titel ‚Methoden und Werkzeuge der modernen Astronomie‘ unter der Leitung von Dr. Monika Marx Zimmer und Prof. Dr. Frank Zimmer statt. In diesem Kurs werden nicht nur grundlegende Kenntnisse über Radioteleskope und ihre Funktionsweise vermittelt, sondern auch Wege aufgezeigt, wie man mit einfachen Mitteln Radioastronomie betreiben kann. In Experimenten, die maßgeblich von Moritz Prüm, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät Kommunikation und Umwelt, entwickelt wurden, lernen die Studierenden beispielsweise, neutralen Wasserstoff in unserer eigenen Galaxie mit Hilfe eines Hohlleiters auf der Forschungsterrasse zu messen oder Daten eines Wettersatelliten mithilfe einer einfachen Antenne „anzuzapfen“ und mit dem Computer auszuwerten.
Neben grundlegenden astronomischen Kenntnissen vermittelt der Kurs auch methodische Fähigkeiten wie die Messung und Analyse von Daten, die Anwendung von Machine Learning-Algorithmen, wissenschaftliche Visualisierungen und Computersimulationen. Neben dem Einsatz in der Lehre soll das Radioteleskop allen Studierenden der Hochschule z.B. in studiengangsübergreifenden Kursen oder interdisziplinären Projekten zugänglich gemacht werden, um auch weitere Experimente aufzubauen und zu entwickeln.
Zudem sollen auch Schüler*innen die Gelegenheit erhalten, das Teleskop, beispielsweise im Rahmen von Summer Schools zu nutzen. Durch einfache Messungen wie die Rotationskurve der Milchstraße könnten sie direkt an zentralen Fragestellungen der Physik und Astronomie arbeiten wie zum Beispiel: Gibt es Dunkle Materie? Muss die Theorie der Gravitation geändert werden? Fragen und Experimente, die auch schon im Juni am Tag der offenen Tür der Fakultät in Kamp-Lintfort auf großes Interesse stießen.
Der Einsatz des Radioteleskops eröffnet außerdem die Möglichkeit, die Zusammenarbeit mit dem Verein Astropeiler Stockert e.V., dem Argelander Institut für Astronomie der Universität Bonn sowie dem Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn weiter auszubauen. Diese Zusammenarbeit ermöglicht einen intensiven Austausch von Know-how und fördert die wissenschaftliche Vernetzung. Wenn das Teleskop nicht für Messungen genutzt wird, steht es im FabLab der Hochschule zur Verfügung.
Mit der Unterstützung von Experten des Vereins Astropeiler Stockert – vor allem Dr. Wolfgang Herrmann und Thomas Buchsteiner – sowie PD Dr. habil. Jürgen Kerp vom Argelander-Institut für Astronomie der Universität Bonn konnte das Radioteleskop im Juni 2023 auf dem Campus Kamp-Lintfort in Betrieb genommen und erste Testmessungen durchgeführt werden.
Quelle-Foto: Hochschule Rhein-Waal/Frank Zimmer, Transport des Radioteleskops auf den HSRW-Campus Kamp-Lintfort