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23 Okt 2025
Bergheim/Erftstadt - In der Erftaue zwischen Erftstadt-Gymnich und Kerpen-Türnich sind die Bauarbeiten an der Erft-Verlegung seit Sommer 2024 in vollem Gange. Nach etwas über einem Jahr sind die Erdarbeiten am neuen Gewässerbett weitestgehend abgeschlossen. Am 23. Oktober gegen 10 Uhr erfolgte daher der sogenannte Umschluss. So nennen es die Fachleute, wenn der Fluss in das neue Gewässerbett umgeleitet wird. Zahlreiche Gäste um Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen und viele interessierte Bürger*innen versammelten sich vor Ort. Gemeinsam zählten sie einen Countdown herunter, der dem Baggerfahrer das Zeichen für den bevorstehenden Umschluss gab.
Interessierte Bürger*innen konnten zuschauen
Um den Baustellenbetrieb aufrechtzuerhalten und gefahrloses Zuschauen zu ermöglichen, hatte der Erftverband für interessierte Bürger*innen die Sperrung an der neuen Radwegbrücke (Verlängerung Erftstraße, Gymnich) geöffnet und am neuen Verlauf einen Bereich für die Öffentlichkeit abgesteckt. Auch am Naturparkzentrum Gymnicher Mühle war es möglich, das Ankommen des Wassers am Ende des neuen Flussverlaufs mitzuerleben, sei es vom Wasserturm im Wassererlebnispark aus oder auf dem angrenzenden Aussichtshügel, der durch den Park zugänglich war.
Restarbeiten nach dem Umschluss
Direkt im Anschluss an den Umschluss startete die Befischung durch die Fachleute. Der rund 2,5 km lange Abschnitt des Erftflutkanals wird durch Fischereibiologen und Beschäftigte des Erftverbandes abgefischt. Nach erfolgreicher Umsiedlung der Fische wird der alte Erftverlauf trockengelegt und verfüllt. In gleicher Weise wird mit dem aufgegebenen Abschnitt der Kleinen Erft an der alten Wehranlage verfahren.
Nach dem Abriss der dann nicht mehr erforderlichen Brücken über den Erftflutkanal (Ende Oktober) und der Verfüllung der alten Gewässerstrecken, werden die Baustraßen und Baustelleneinrichtungsflächen nach und nach zurückgebaut. Der Straßenbau, also die Wiederherstellung der alten Wege, wird ab Anfang 2026 erfolgen. Dann werden die Wege wieder für die Öffentlichkeit freigegeben. Mit der Einsaat von heimischen Pflanzen soll die Maßnahme voraussichtlich zum Ende des Frühjahrs 2026 abgeschlossen sein.
Ziele der Renaturierung
Die Renaturierung der Erft zwischen Erftstadt-Gymnich und Kerpen-Türnich dient der Wiederherstellung eines naturnahen, ökologisch wertvollen Gewässerabschnitts und damit der Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Durch die Schaffung vielfältiger Sohl- und Uferstrukturen als Lebensräume für Fische und die kleinen in der Gewässersohle lebenden tierischen Organismen – das Makrozoobenthos – wird der ökologische Gewässerzustand verbessert. Das neue sogenannte Raugerinne sorgt mit seinen Steinriegeln dafür, dass Fische und andere Gewässerorganismen die Erft an dieser Stelle frei auf- und abwärts durchwandern können und die Nebengewässer weiterhin mit Wasser versorgt werden. Der gesamte neue Gewässerabschnitt wird frei von Wanderungshindernissen sein. Der neue 5,5 km lange Flussverlauf ist an die natürliche Aue angebunden, die bei Hochwasser überschwemmt wird. Durch die Neutrassierung auf Flächen im Eigentum von Erftverband und Rhein-Erft-Kreis und den weitgehenden Verzicht auf Befestigungen von Sohle und Böschung, wird die natürliche Gewässerentwicklung gefördert. Für einen zusätzlichen Hochwasserschutz wurde im Auftrag des Rhein-Erft-Kreises eine Überlaufschwelle zur Kiesgrube gebaut, die die Wassermengen bei extremen Hochwasserereignissen dort hineinleitet.
Die gesamte Maßnahme kostet rund 10 Mio. Euro. Das Land Nordrhein-Westfalen fördert die Renaturierung mit dem Höchstsatz von 80 Prozent.
Quelle-Foto: Erftverband